Foto von P. Mertesacker

Souverän dank Klinsi: Selbst Neuling Per Mertesacker weiß mit fremden Bräuchen umzugehen.

Abenteuerland

Die Abenteuerreisen des Jürgen Klinsmann

von Ulf Möhrke und Oliver Kubanek

Ganz Fußballdeutschland freut sich auf die WM 2006. Ganz Fußballdeutschland? — Nein? Eine kleine Kolonie in Kalifornien freut sich nur bedingt und leistet erfolgreich Widerstand gegen mancherlei Planungen, die um einen gewissen Franz Beckenbauer herum vereinbart wurden. Aber das nur am Rande, um eine Einleitung für den Text zu haben.

Die größte Sorge bereitet den fußballinteressierten Bundesbürgern die Tatsache, dass unsere Nati-Kicker bis zum 09.06.2006 kein ernsthaftes Fußballspiel absolvieren müssen. Und die Freundschaftsspiele? „Ach, die haben keinen Aussagewert.“ „Ach, die Ergebnisse sollte man nicht überbewerten.“ „Ach, die deutsche Mannschaft hat mit der Motivation für Freundschaftsspiele schon immer Probleme gehabt.“ „Ach, ein gutes Pferd springt halt nur so hoch wie es muss.“ „Ach, …“

In langwierigen Sitzungen, die seit vielen Jahren in Frankfurter Kellern und Wirtshäusern stattfanden, hat man diesem Problem vorgesorgt. In Absprache mit dem Außenministerium, dem Entwicklungsministerium, diversen Wohlfahrtsorganisationen und dem Goethe-Institut erfand man:

„Hier müssen sich die Spieler durchbeißen.“

Die Abenteuerreisen des Jürgen Klinsmann - den Deutschen ein wenig Kultur und ein wenig deutsche Kultur: Teheran, Leipzig, Yokohama, Busan, Bangkok, Düsseldorf, Celje, Belfast etc. Unumgänglich dazu der Firlefranz: „Es ist ein Problem, dass es keine ernsthaften Qualifikationsspiele für das deutsche Team gibt. Aber die Testspiele in fremden Ländern bieten eine echte Alternative. Hier müssen sich die Spieler durchbeißen.“ Und siehe da: Einmal, wirklich einmal, hat der Bayern-Präsident weise gesprochen. Denn in der Tat sind die Reisen des DFB-Trosses alles andere als ein Zuckerschlecken für die wahrlich einiges gewohnten Fußballarbeitnehmer.

Aber so schlimm ist es denn auch nicht. Denn Reiseführer ist der erfahrene Weltenbummler Klinsmann. Schon auf der ersten Station in Teheran war deutlich zu sehen, wie sich die Spieler angsterfüllt um ihren Fußballlehrer scharten, um ja allen zweikampfähnlichen Situationen aus dem Weg zu gehen, und wie der Coach mit seinen beiden Brüdern im Geiste als Fels in der Brandung wirkte. Mit Blick auf die jeweiligen Gastgeber und die Verhaltensmuster der Seinen plant die DFB-Troika die Länderspielreisen bis ins kleinste Detail.

Mit genau diesem Thema hat sich daher auch Deutschlands führendes Sportmagazin auseinandergesetzt und die wichtigsten Aspekte der näheren Vergangenheit und Zukunft beleuchtet.